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(c) Holger Schneider
Bei der traditionsreichen Stuttgarter Bachwoche galt bislang programmatisch das Prinzip einer monografischen Gestaltung, in der Johann Sebastian Bach im Mittelpunkt stand. Nun wird das Dialog-Modell eingeführt. Ein Gespräch mit dem Chefdramaturgen der Internationalen Bachakademie Stuttgart, Henning Bey.
RONDO: Was hat Sie bewogen, die Dramaturgie umzustellen?
Henning Bey: Das monografische Prinzip hat exzellent funktioniert, nur hatte ich den Eindruck, dass es sich erschöpft hatte. Zugleich steht außer Frage, dass in einer „Bachwoche“ auf jeden Fall Bezüge zu Bach hergestellt werden müssen. So kam es zur dialogischen Idee. Also immer „Bach im Dialog mit …“. Eine weitere Neuheit ist die Umstellung des Jungen Stuttgarter Bach-Ensembles (JSB-Ensemble) unserer Kursteilnehmer von modernen auf Barockinstrumente. Diese Umstellung geht einher mit derselben Umstellung unserer eigenen Ensembles, die im Jahr 2016 stattfand, und das Orchester (ehemals Bach-Collegium Stuttgart) zum Barockorchester, den Chor (ehemals Gächinger Kantorei) zu einer kleineren Sängergruppe gemacht und beiden Ensembles zusammen den neuen Namen Gaechinger Cantorey eingebracht hat.
RONDO: Was versprechen Sie sich inhaltlich vom Dialog-Prinzip?
Bey: Zweierlei. Zum einen neue Perspektiven auf Johann Sebastian Bach, zum anderen die Chance, einige seiner Zeitgenossen, die vielleicht eher im Schatten Bachs stehen, mehr ins Bewusstsein der jungen Musiker zu rücken.
RONDO: Warum Telemann?
Bey: Diese Idee drängte sich auf, da wir die Bachwoche zwischen dem 14.3. (Telemanns Geburtstag) und dem 21.3. (Bachs Geburtstag) angesiedelt haben. Deshalb erklingt auch zur Eröffnung Telemanns „Johannespassion“ von 1745 und zum Abschluss Bachs „Johannespassion“ von 1749 (4. Fassung). In den moderierten Werkstattkonzerten stehen immer zwei Kantaten auf dem Programm: eine von Bach und eine von Telemann – und zwar über denselben Text. Besser kann man die beiden Komponisten nicht kennenlernen und miteinander vergleichen!
RONDO: Wen sprechen Sie mit dem Kursangebot an?
Bey: Musikstudenten. In diesem Jahr werden etwa 100 Teilnehmer aus 20 Nationen bei uns sein. Alle haben ein Probespiel bzw. Vorsingen bei unseren Dozenten absolviert.
RONDO: Zugleich haben Sie anspruchsvolle Vorträge im Angebot, an wen richten Sie sich damit?
Bey: Neben den Kursteilnehmern laden wir auch das treue und Bach-kundige Stuttgarter Publikum ein, das ein „Studium generale“ besucht, zu dem neben den Vorträgen und Podiumsgesprächen auch der Besuch von Proben und Meisterkursen sowie ein „Mitsingchor“ gehören. Wobei „anspruchsvoll“ nicht mit „Fachchinesisch“ verwechselt werden darf.
RONDO: Welche grundsätzliche Idee steht hinter der Bachwoche?
Bey: Wir wollen Meisterkurse für den professionellen Nachwuchs spannend und breit gestalten, ihm Grundlagen wie auch Spezialkenntnisse vermitteln. Zugleich gehört dazu aber auch ein „Festival-Feeling“ mit Konzerten, einem Mitsingchor und einem Gottesdienst. Wir haben mit der Bachwoche ein Format entwickelt, das zwischen den Stühlen Meisterkurs und Mini-Festival ein Alleinstellungsmerkmal ausbilden kann.
Im Dialog: Bach und Telemann
14. – 20. März
www.bachakademie.de
Tickets: +49 (7 11) 6 19 21 61
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