2013 wird ein Wagner-Jahr sein, und schon jetzt bereiten sich das RSO Berlin und sein Chefdirigent Marek Janowski darauf vor. Im November vergangenen Jahres haben sie in der Berliner Philharmonie einen Zyklus von konzertanten Aufführungen der zehn großen Opern des Meisters begonnen, die auch alle auf SACD festgehalten und veröffentlicht werden sollen. Als Einstieg wählte man »Der fliegende Holländer «, dessen vokales Niveau aber hoffentlich nicht zum Standard der übrigen Werke wird. Albert Dohmen muss sich die Höhen der Titelrolle (nicht immer erfolgreich) erkämpfen, Ricarda Merbeths flacher Sopran spricht nur im vibratoreichen Forte halbwegs an, und an Robert Dean Smith sind die vielen Tristan-Engagements leider nicht spurlos vorüber gegangen. Die beste stimmliche Leistung bietet der Älteste im Bunde, Bassist Matti Salminen als Daland. Auch Janowski und sein Orchester sind – wie der hervorragende Klang des Mitschnitts – zu loben, doch als Verkaufsargument ist das ein bisschen wenig. (PentaTone/Codaex PTC 5186 400)
Auch bei den anderen beiden Opernproduktionen handelt es sich um Live-Mitschnitte. Im November 2009 hatte Korngolds »Die tote Stadt« an der Oper Frankfurt Premiere und konnte mit dem besten deutschen Tenor mittelschweren Kalibers aufwarten. Klaus Florian Vogt erfüllt denn auch – wieder einmal – alle Erwartungen, die man in ihn setzt, und vollzieht die wahnhafte Zerrissenheit seiner Figur eindringlich nach. Tatiana Pavlovskaya ist eine jener Sängerinnen, die schon früh ihr ausuferndes Vibrato kaum mehr im Griff haben, deshalb ihre Stimme auch nicht vernünftig fokussieren können. Doch zumindest liefert die 40-jährige Russin als Marietta sichere Töne. Hervorragend der markante Michael Nagy, der in beiden Baritonrollen (Frank & Fritz) zu hören ist. Das Frankfurter Opern- und Museumsorchester macht unter seinem Chef Sebastian Weigle klar, warum es 2009 bei der Kritikerumfrage der Zeitschrift »Opernwelt« zum »Orchester des Jahres« gekürt wurde. (Oehms/harmonia mundi OC 948)
Beim Lesen der Besetzungsliste des »Trovatore« der Ludwigsburger Festspiele 2009 glaubt man erst einmal an einen (bzw. zwei) Druckfehler: Simone Kermes und Herbert Lippert sind da als Leonora und Manrico aufgeführt. Deutschlands virtuoseste Koloraturschleuder gibt hier das Reh, von Kermes‹ sonst so zupackender Art ist nichts zu hören, sie zelebriert die Noten, gestaltet aber keine Figur. Lippert mogelt sich (immerhin wohlklingend!) durch die Titelpartie, muss aber immer wieder mal auch kurz aussteigen. Insofern ist es nur konsequent, wenn als Luna ein lyrisches Leichtgewicht zum Einsatz kommt. Bei Miljenko Turk denkt man eher an einen guten Liedsänger, auf jeden Fall klingt er so keusch, dass man ihm die Begierde absolut nicht abnimmt. Somit ist Azucena mit Yvonne Naefs saftigem Mezzo die einzige traditionell besetzte Rolle. Fazit: höchst kurios und stellenweise durchaus interessant – aber nicht wirklich konkurrenzfähig. (Oehms/harmonia mundi OC 951)
Diese Einschätzung gilt auch für Patricia Petibons neues Recital »Melancolía«, das man treffender »Aburrimiento« genannt hätte. Aber vielleicht ist »Langeweile« kein so werbewirksamer Titel. Spanische Lieder und Arien, an denen nach eigener Aussage ihr Herzblut hängt, hat die französische Sopranistin dafür zusammengestellt. Man muss nicht an die großen spanischen Sängerinnen denken, um dieses Album entbehrlich zu finden. Mit einer modulationsarmen Stimme ohne jede Sinnlichkeit wird man diesem Repertoire nicht gerecht. (Und billige Showeffekte sollte man nicht mit Authentizität verwechseln.) Petibons Barockalbum »Rosso« war ein echter Knaller, hier aber kommt es nicht auf Virtuosität an, hier zählen andere Qualitäten, über die die Sängerin nicht verfügt. (DG/Universal 477 9447)
Michael Blümke, 30.11.1999, RONDO Ausgabe 6 / 2011
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