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27 Jahre alt war Bernard Haitink, als ihn 1956 ein Feuerwehr-Engagement nach Amsterdam rief. Dirigentenkollege Carlo Maria Giulini war plötzlich indisponiert und das Königliche Concertgebouw-Orchester brauchte raschen Ersatz. Haitink, zur jener Zeit Dirigent beim niederländischen Rundfunkorchester, akzeptierte – und das mit Folgen. Denn der Einspringer machte seine Sache derart blendend, dass das niederländische Weltklasseorchester ihn zum neuen Chefdirigenten wählte. Von 1961 bis 1988 dauerte diese Ära. Und auch danach kehrte Haitink regelmäßig und gerne als Gast zurück. Um die 1500 Konzerte sollen es seit dem Debüt zusammen gewesen sein. Auch im Aufnahmestudio erwies sich diese Partnerschaft als enorm fleißig wie erfolgreich, wie jetzt ein Boxen-Schwergewicht beweist. Auf über 110 CDs sind hier labelübergreifend, wenn auch vorrangig aus dem Decca-Katalog, sämtliche Einspielungen versammelt, die Haitink und das Concertgebouw-Orchester Amsterdam gemacht haben. Dazu zählen die kompletten Sinfonien von Beethoven, Brahms, Bruckner, Mahler, Schostakowitsch, Schumann und Tschaikowski. Und zu den zahlreichen Konzerten gehören zweimal die Beethoven-Klavierkonzerte (mit Claudio Arrau bzw. Murray Perahia) sowie Geigen-Klassiker mit u.a. Frank Peter Zimmermann, Henryk Szeryng und Arthur Grumiaux. Welche Scheibe man nun auch immer aus dieser beeindruckenden Box herauszieht – man wird Ohrzeuge einer Partnerschaft auf Augenhöhe. Oder wie es Jörgen van Rijen, Soloposaunist des Concertgebouw-Orchesters, im Rahmen des Gedenkkonzerts für den im Oktober 2021 verstorbenen Dirigenten ausgedrückt hat: „Er hat uns Musikern immer das Gefühl gegeben, dass er einem vertraut.“
Guido Fischer, 15.04.2023, RONDO Ausgabe 2 / 2023
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Aus einer viel späteren Schaffensphase, nämlich den letzten Kriegsmonaten 1945, stammen die „Metamorphosen für 23 Solostreicher“. Zu jener Zeit arbeitete […] mehr