Orfeo/Naxos C998201
(72 Min., 10/2019)
Und schon wieder ein neuer Countertenor. Aber diesmal eine Seltenheit, denn der Venezolaner Samuel Mariño, der sich mit Zitronenkuchenbacken das Studium in Europa verdiente, singt, dank ausgebliebenem Stimmbruch, in der Sopranlage. Und das so vehement wie virtuos. Erstmals war das begeisternd bei den Händelfestspielen Halle 2018 zu erleben, wo der damals 24-Jährige als Königssohn Alessandro in „Berenice, Regina d’Egitto“ so sympathisch wie charmant in seinem Bühnendebüt das staunende Publikum im Sturm nahm. Szenische Souveränität und lustvoll-lockere Gesangshaltung zeichnen jetzt auch Mariños erste Solo-CD aus. Und wieder spielt frisch und flexibel das Händelfestspielorchester Halle unter der barockbewährten Leitung von Michael Hofstetter. Samuel Mariño geht keiner Schwierigkeit aus dem Weg, er hat so virtuose wie emotional fordernde, dabei höchst abwechslungsreiche Arien aus Opern von Georg Friedrich Händel sowie Christoph Willibald Gluck gewählt. Der Titel „Care Pupille“ stammt von einer Arie aus Glucks „Il Tigrane“ – eine von drei CD-Weltpremieren bei 13 Nummern; also ist die CD auch repertoirerelevant. Besonders verzwickt, dabei schön sind die beiden Arien aus Glucks Frühwerk „Antigono“: Hier singt Mariño auch die Frauenrolle der Berenice, die seine schmeichelnd-strahlende Stimme mit ihrem durchaus individuell hellen Timbre anstrengungslos in höchste Höhen treibt. Selten zu hören ist zudem Musik aus Glucks „La Sofonisba“ und „La Corona“, auch Händel ist in Ausschnitten aus „Arminio“, „Atalanta“ und natürlich „Berenice“ mit raren Werken vertreten. Hoffentlich im Herbst kann man Samuel Mariño in der nachgeholten Hallenser Händel-Festspielpremiere des „Teseo“ in der Titelrolle erleben.
Matthias Siehler, 13.06.2020
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