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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Jean-Philippe Rameaus selten zu sehende, in einem sinistren Tempelritual kulminierende Zarathustra-Oper „Zoroastre“, diverse Male eingespielt in der zweiten Fassung von 1756, zeichnet mit allerlei Übersinnlichkeiten den typisierten Kampf zwischen Gut und Böse nach, wie ihn 35 Jahre später auch Wolfgang Amadeus Mozarts „Die Zauberflöte“ unter freimaurerischem Vorzeichen führt.
Hier wird er personifiziert durch den Magier Zoroastre, mit leichtgewichtigem Haute-Contre von Reinoud Van Mechelen, gesungen, der mit dem abtrünnigen Priester Abramane (baßsatt: Tassis Christoyannis) um den Thron von Baktrien ringt. Involviert sind auch zwei Frauen, die eifersüchtige Abramane-Anhängerin Erinice (grandiose Hysterikerin: Véronique Gens) und die sanftmütige, in Zoroastre verliebte Amélite (legatosüß: Jodie Devos) sowie Mathias Vidal in wechselnden Rollen. Sie alle wandeln traumschön auf den Instrumentalpfaden, die ihnen fein ausbalanciert Alexis Kossenko mit Les Ambassadeurs, La Grande Écurie und dem Kammerchor Namur bereitet.
Die hier erstmals zu hörende Originalfassung von 1749 verzichtet auf den Prolog, versteht die Ouvertüre gleichsam als philosophisches Programm. Klarinetten werden als neue Klangfarbe im Orchester untergemischt, die Liebeshändel nehmen gegenüber den moralischen, sozialen und philosophischen Gedankenspielen eine vergleichsweise untergeordnete Rolle ein. Dabei ist in dieser Fassung der Titelheld Mozarts Tamino noch ähnlicher … Den Freunden der hochkomplex französischen Tragédie lyrique nicht nur wegen Schließung einer Diskografielücke wärmstens zu empfehlen.

Matthias Siehler, 22.10.2022


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