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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Es ist wie der berühmte zündende Funke, der alles in Bewegung setzt. Mit einem Pizzikato in den Violinen und dem dezenten Glitzern in den Querflöten eröffnet Marko Nikodijevic auf poetische Weise sein Orchesterstück „Absolutio“ – um aus dieser Klangzelle alles Weitere an Material zu generieren. Tatsächlich verbirgt sich dahinter ein simpler Dreiklang, der in diesem als „Postludium“ bezeichneten Stück von 2016 fortan moduliert und permutiert, gestaucht und gedehnt, in Rotation und dann wieder nahezu an den Rand des Stillstands gebracht wird.
Als „Musik über die Erlösung und für die Erlösung“ beschreibt der Serbe Nikodijevic seine 20-minütige Komposition, die von ihrem Grundton her eine aufgeladene Expressivität besitzt, die auch für die zwei weiteren Stücke auf dieser Porträt-CD charakteristisch ist. Der „Abgesang“ für Sopran und Orchester (2015-2017) basiert auf einem Gedicht von Nikodijevics Klavierlehrer Molcer Mátyás und scheint mit all seiner archaisch anmutenden Vehemenz, diesen lodernden und brennenden Vokallinien (beeindruckend: Anna Sohn, wobei der gesungene Text leider nicht im Booklet abgedruckt ist) und der beklemmenden Ruhe die Hoffnung auf eine bessere Welt verloren zu haben. Und in „Da ispravitsja / gebetsraum mit nachtwache“ für Orchester mit obligater Orgel (Jakub Sawicki) verschmilzt der Komponist bedrohlich dunkle Klangflächen mit flehenden, in der Musik Osteuropas tief verwurzelten Instrumentalgesängen zu einem übergroßen, beklemmenden Lamento. Auch das wird wie in den beiden Werken zuvor mit einer Unbedingtheit bei gleichzeitiger Achtsamkeit für das feine Gewebe grandios ausmusiziert. Hier ist es das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter der Leitung von Vladimir Jurowski. Bei „Absolutio“ ist es hingegen das hr-Sinfonieorchester unter Jonathan Stockhammer, das Nikodijevics auch von der Computermusik beeinflusste Klangsprache ins aufwühlende Menschliche übersetzt.

Guido Fischer, 22.07.2023


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