Eines der Wunder der Musik Johann Sebastian Bachs besteht darin, dass sie ihre bezwingende und unmittelbare Wirkung in jeder erdenklichen Besetzung zuverlässig entfaltet. Das mag daran liegen, dass bereits die eigentliche Substanz dieser Musik, nämlich die Dichte und Komplexität der reinen Komposition ganz aus sich selbst heraus schon vollständig erscheint und auf dem Clavichord ebenso ergreift wie auf dem Steinway-Konzertflügel, und mit sinfonischen Riesenbesetzungen der romantischen Tradition ebenso funktioniert wie mit kleingesparten Formationen alter Instrumente. Daher ist es absolut legitim, Bachs Musik zu transformieren und die vorgesehenen Instrumente zu tauschen. Bach tat dies selbst, wenn er im Parodieverfahren vorhandene Werke recycelte, und etwa aus einer Oboe eine Flöte machte und vice versa.
Blockflötist Maurice Steger legt nun „A Tribute To Bach“ vor, ein Album als tiefe Verbeugung vor Bach, für das er einige sattsam bekannte Werke für sein Instrument arrangiert hat. Begleitet und solistisch unterstützt wird er dabei vom La Cetra Barockorchester Basel, mit dem er bereits für sein letztes Album zusammengearbeitet hat. Steger wählte sechs Kompositionen verschiedener Genres aus, bei denen er sich jeweils an die Spitze setzt. Wie etwa beim Concerto in D-Dur für Blockflöte, Streicher & B.c. BWV 1053R., das zu Beginn erklingt. Neben Flötensonaten (g-Moll und E-Dur) und der Trio-Sonate in d-Moll erfreut ein subtil musizierter Ausflug in „Das musikalische Opfer“. Und am Schluss geht das Herz auf mit voller Kammerorchester-Besetzung bei dem Konzert in F-Dur für Cembalo, zwei Blockflöten, Streicher & B.c., (BWV 1057), das schon deshalb in den Ohren klingelt, weil es eine Bearbeitung von Bachs eigener Hand des vierten Brandenburgischen Konzerts ist.

Regine Müller, 09.09.2023

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