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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Johannes Brahms, Gustav Mahler, Zsigmond Szathmáry u.a.

Oh Mensch! Gib acht!

Reinhold Friedrich, Sebastian Küchler-Blessing

Ars/Note 1 ARS38359
(78 Min., 10/2022) SACD

Sebastian Küchler-Blessing, seit 2014 Domorganist in Essen, präsentiert auf diesem Album mit dem Trompeter Reinhold Friedrich und weiteren Solisten eine Stückauswahl, die man nicht so bald vergessen wird. Die Musik spiegelt nicht nur die Krisenstimmung der vergangenen Jahre wider, als viele Gewissheiten ins Wanken gerieten. Mehrere zeitgenössische Komponisten erinnern mit ihren Werken an die Opfer des Holocaust.
In einer Bearbeitung von „O Tod, wie bitter bist du“ aus den „Vier ernsten Gesängen“ von Johannes Brahms führen Trompete und Orgel einen meditativen Dialog. Auch in dem subtilen Arrangement von „Oh Mensch! Gib acht!“, nach Gustav Mahlers Vertonung von Friedrich Nietzsches „Mitternachtslied“ aus der Dritten Sinfonie, geht die ursprüngliche Singstimme im Instrumentalklang auf. Aufrüttelnd wirkt das an Kontrasten reiche Auftragswerk „ … ad memoriam …“, in dem sich der 1939 geborene ungarische Komponist Zsigmond Szathmáry mit dem Holocaust-Mahnmal in Berlin auseinandersetzt. Mit Bezug auf die jüdische Kabbala greift der Italiener Luca Lombardi in „Gilgul“ den Gedanken der Seelenwanderung auf.
Friedrich und Küchler-Blessing schöpfen gekonnt das Ausdrucksspektrum ihrer Instrumente aus und bringen eine Vielzahl von Nuancen zu Gehör. Wie „Gilgul“ sind auch die anderen neuen Kompositionen des Albums dem Andenken an die Opfer eines Massakers gewidmet, das die Waffen-SS 1944 im toskanischen Dorf Sant’Anna di Stazzema verübte. Für die 2007 eingeweihte „Friedensorgel“ der Dorfkirche schrieb Jan Müller-Wieland seine eindringliche „Musik für eine Kirche“. In der ungewöhnlichen Besetzung Blockflöte – Trompete – Orgel erklingt Norbert Linkes Stück „Santa Teresa“, das auch an die Toten im KZ Theresienstadt erinnern soll. Die kecke Stimme der Flöte und das Orgelpedal kommen in den „Vier Epigrammen nach hebräischen Liedern“ des Freiburger Musikprofessors Otfried Büsing zum Einsatz. Ein facettenreiches Alben-Programm auf einem hohen musikalischen Niveau – und für die Zuhörer ein Angebot zur inneren Einkehr.

Corina Kolbe, 16.12.2023


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