Sony Classical SK 62998
(72 Min., 1/1993, 8/1995) 1 CD
Ein weiteres Mal ist Wynton Marsalis – eine Art Umberto Eco des Jazz – zum freiwilligen Opfer seiner übergroßen Gelehrsamkeit geworden: Mit unbestrittener Könnerschaft hat er nicht weniger als die ganze Geschichte der amerikanischen Musik in zwei choreographische Partituren gepackt. Dieses historische Gewicht lastet weniger schwer auf den zehn für Twyla Tharp geschriebenen Tanzcharakteren, aus denen sich "Jump Start" zusammensetzt – immerhin haben sie sich frohgemut die "Überwindung der Melancholie" (so der Untertitel) zum Ziel gesetzt: Aufgabe musterschülerhaft gelöst, Klassenziel erreicht.
Anders bei den "6 1/2 Sätzen" des programmatisch "Jazz" getauften Balletts: Thema verfehlt, setzen, fünf – denn gerade mit Jazz haben diese durch einen Handlungsfaden lose verbundenen Abschnitte am wenigsten zu tun. Langweilig wird es einem bei diesen gut gemachten (und von einem Dutzend handverlesenen Musikern brillant umgesetzten) Americana zwar nicht – aber einigermaßen umständlich und steif geht es schon zu. Die hörbar gut gedrillten Beteiligten wirken allein durch ihre geringen Improvisationsfreiräume, als wären ihre Bewegungen von frischgestärkten Hemdkragen und engen Bauchbinden eingeschränkt.
Mátyás Kiss, 31.12.1997
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