Typisch bayerisch“ meint man zunächst, stutzt höchstens ein bisschen, weil man die Besetzung mit Blechbläsern, Harfe und Akkordeon weder auf Blasmusi, Saitenmusi oder sonst eine „Musi“ festlegen kann. Kaum haben die Musikanten rund um den Trompeter Franz Josef Himpsl, dessen ganze Familie mitmusiziert, mit scheinbarer Harmlosigkeit selbst bodenständige Jazzhasser geködert, können sie sich fast alles herausnehmen. Gastsolisten wie der brasilianische Meistertrompeter Claudio Roditi und der kaum weniger eloquente Posaunist boppen was das Zeug hält und das Repertoire – in dem sich sonnig-exotische Rhythmen mit versonnenen Almstimmungen verschränken – belegt, dass man hier das Reinheitsgebot nur auf das berühmte Bier beschränken möchte. 10 Jahre Unterbiberger Hofmusik – ein Grund zum Feiern!
Und das tun die swingenden Herren in der Lederhosn und die Damen im Dirndl mit dem Album „Bavaria Meets The World“ (Himpsl Records 0401/unterbiberger.de). Der übertrieben klingende Titel des von Stück zu Stück stärkeren Live-Mitschnitts ist angemessen, flossen doch neben Jazz auch Elemente lateinamerikanischer Herkunft ein. Klang schon vor zehn Jahren das Zusammenspiel ungewöhnlich, doch auf seltsame Weise vertraut, klingt es heute schon wie das Natürlichste von der Welt, so, als hätte es solche Musik immer schon gegeben. Dass Volksmusik keineswegs ein jahrhundertealtes, unveränderlich zu konservierendes Museumsgut ist, sondern immer wieder frisch und fantasievoll musiziert werden kann, stellen wenige Formationen so eindrucksvoll unter Beweis wie die Unterbiberger Hofmusik.
Von der anderen Seite, vom Jazz her, nähern sich die fünf musikalischen Querdenker von Furiopolis auf ihrem Album „dornröschenwecker“ (Westpark music /Indigo 87112) dem deutschen Volksgut. Ihr frech-fröhlich-frei-fessellos-flotter Umgang mit Kindheitshits – „Fuchs, du hast den Groove gestohlen“, „Alle Vöglein sind schon weg“ – und anderem tief in der deutschen Seele verwurzeltem Liedgut reißt umso mehr mit, als sie nicht etwa nur unterhaltsame Spaßvögel, sondern wirklich mit allen Wassern gewaschene Vollblutjazzer sind. Erliegt man erst dem aberwitzigen Spielwitz des Trompeters Markus Türk und seiner vier Freunde, freut man sich, dass sie auch einen ganz unironischen lyrischen Ton anschlagen oder erfrischend klischeefrei straight ahead drauflos jazzen können.
Jazznah, in ihrer spontanen Spielhaltung, ihrer Virtuosität, ihrem rhythmischen Drive, jedoch nicht stilistisch, ist das Spiel des mit Flöten, Pfeifen, Dudelsack, Geige, Gitarren und Bass besetzten Quintetts Lúnasa. „The Kinnity Sessions“ (Compass Records/ Sunnymoon 742772), ihr fünftes Album, ist ein unveränderter Mitschnitt eines Konzertes im Kinnity Castle, klingt aber in seiner Perfektion wie eine erstaunlich lockere Studio- Produktion. Tief in der Tradition verwurzelt (wenn auch schon mal ein „Bulgarian Rock“ im Repertoire auftaucht ohne wie ein Fremdkörper zu wirken), wirkt sie zeitgemäß, ohne ihren Arrangements je einen poppigen, neutönerischen oder sonstig aktuellen Anstrich zu verleihen. Was andere von sich glauben machen wollen – in einer Zeit, die fades New-Age-Gesäusel als „celtic“ vermarktet – ist Lúnasa also wirklich eine authentische irische Band, die zupackend spielt.
Marcus A. Woelfle, 18.04.2015, RONDO Ausgabe 2 / 2005
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