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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Das legendäre „Spannungen“-Festival im Jugendstil-Kraftwerk Heimbach findet inzwischen unter Leitung von Christian Tetzlaff statt (c) Georg Witteler

Der Westen

Jenseits der Grundversorgung

Im Westen dominiert Nordrhein-Westfalen das Festival-Geschehen. Das bevölkerungsreichste Land der Republik besitzt die weltweit größte Dichte an Theater- und Konzerthäusern.

In NRW finden sich Flaggschiffe wie die fast konkurrenzlose Kölner Philharmonie oder das kometengleich aufgestiegene Konzerthaus Dortmund, sowie die zahlreichen Opernhäuser. Festivals erfüllen in NRW kaum die Funktion musikalischer Grundversorgung – sieht man einmal von abgelegenen Landstrichen in Westfalen und im Münsterland ab. Dennoch, oder vielleicht gerade deshalb ist der Hunger groß auf mehr.
Das Epizentrum ist die Heilige Stadt Köln – um Denis Scheck zu zitieren –, die gerade an den Rändern, nämlich der Alten und der Neuen Musik, nach wie vor Platzhirsch-Status hält. Was sich auch dem machtvollen Wirken des Westdeutschen Rundfunks verdankt, der nach dem Zweiten Weltkrieg sowohl die Entwicklung der Neuen Musik als auch das Erstarken der historischen Aufführungspraxis lange Zeit maßgeblich förderte.
Das spiegelt sich natürlich im Festival-Kalender: Direkt an die Kölner Philharmonie ist angedockt das Originalklangfestival FEL!X und beschäftigt sich vom 27. August bis 1. September mit „De Lage Landen“, also mit teils noch unbekannter Musik aus Flandern und handverlesenen Ensembles wie Anima Eterna Brugge mit Pablo Heras-Casado oder Holland Baroque.
Bereits im Mai bietet daselbst ACHTBRÜCKEN (4. bis 12. Mai) in geballter Konzentration Neue Musik, bei dieser Ausgabe steht der Komponist Enno Poppe im Mittelpunkt der Erkundungen, feine Formationen wie das Ensemble Recherche gastieren, aber auch heimische wie die Musikfabrik und Alleskönner François-Xavier Roth mit dem Gürzenich-Orchester Köln kommen zum Einsatz.
In Sachen Neue Musik ist das Ruhrgebietsstädtchen Witten eine Größe mit den Wittener Tagen für neue Kammermusik (3. bis 5. Mai), ein Festival mit Ur- und Erstaufführungen, das „Du und ich“ steht im Jahr 2024 als Leitstern über dem Programm der 56. Ausgabe, Porträtkünstlerin ist die italienische Komponistin Francesca Verunelli.
Auf neu interpretierte Klassiker und multimedial aufgepeppte Formate mit Weltstars setzt das stARTfestival in Leverkusen, mit dabei sind so unterschiedliche Geigenstars wie Frank Peter Zimmermann und Patricia Kopatchinskaja, aber auch die Show-Legende Ute Lemper gibt sich die Ehre.
Überaus beliebt und immer schnell ausgebucht sind die Veranstaltungen des Literatur- und Musikfestivals Wege durch das Land, das von Mai bis Juli mit etwa 30 Veranstaltungen durch Ostwestfalen-Lippe zieht und Spielorte in Schlössern, Museen und lauschigen Parks öffnet. Die Dramaturgie der Veranstaltungen ist stets eng mit dem Ort verknüpft, Historie und Ambiente, Musik und Literatur verbinden sich.
Legendär ist auch das Festival Spannungen im Jugendstil-Kraftwerk Heimbach in der Eifel, das nun bereits zum zweiten Mal ohne seinen Gründer, den 2022 viel zu früh verstorbenen Pianisten Lars Vogt auskommen muss. Bei der nächsten Ausgabe (23. bis 30. Juni) übernimmt Vogts langjähriger Weggefährte Christian Tetzlaff die künstlerische Leitung.
Und noch ein bedeutendes Festival muss ohne seinen Leitstern weiterleben: Franz Xaver Ohnesorg starb überraschend am 14. November 2023, hatte die Leitung des Klavier-Festival Ruhr aber bereits in die Hände von Katrin Zagrosek gelegt, die mit der kommenden Ausgabe (26. April bis 16. Juli) in große Fußstapfen tritt. Das Festival ist allerdings längst ein Selbstläufer.

Regine Müller, 23.03.2024, RONDO Ausgabe 2 / 2024



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